Aus der Menschheit ausgestoßen und doch an sie gebunden – Schiffbruch erleiden heißt, in diesem ambivalenten Raum zu existieren. Der Filmemacher Deniz Eroglu untersucht dieses Konzept anhand von drei unabhängigen Episoden: ein Pflegeheim in der Silvesternacht, ein sonnendurchflutetes kongolesisches Familienhaus und die mittelalterliche deutsche Landschaft.
Schiffbruch erleiden: an den Rand der menschlichen Existenz gedrängt werden; frei in einem Grenzzustand funktionieren; sich mit den unbeständigen Bindungen der Gesellschaft, der Institutionen und des Einzelnen auseinandersetzen. In diesem außergewöhnlich kreativen Anthologie-Film erkundet Deniz Eroglu das Konzept des Schiffbruchs anhand von drei stilistisch und erzählerisch individuellen Episoden.
Meuterei“ folgt den täglichen Aktivitäten eines abgelegenen Pflegeheims in der Silvesternacht, wo die apathische Bruderschaft des Personals eine Party feiert, während ihre Schützlinge schlafen – bis auf eine Bewohnerin, die auf ihre eigene kleine Weise Anschluss sucht.
In „Boarding“ besucht ein schmieriger Bürokrat eine kongolesische Flüchtlingsfamilie, angeblich um nach dem Wohl der Kinder zu sehen. Doch mit dem skurrilen Humor der frühen Mike Leigh-Filme und dem unheimlichen Grauen eines Michael Haneke nimmt dieser Besuch ein unerwartetes Ende.
Drifting“ ist in der mittelalterlichen europäischen Landschaft angesiedelt, wo der Ausgestoßene einer umherziehenden Gruppe in einer gefühllosen Einöde und einem unheimlichen Wald nach Sinn, Zweck und Methoden des Überlebens sucht.Mit seiner kompromisslosen Vision und seinem unbestreitbaren Selbstvertrauen als Regisseur (und der fesselnden Verwendung einer Reihe von Filmmaterialien und -formaten) bildet Eroglus Dreiergespann eine faszinierende Abhandlung über die Bedeutung von Menschlichkeit, Isolation und den unbesiegbaren Geist.
(Sophie Tupholme / IFFR)